Inflation und Versicherungen

Fast alles wird teurer. Nach vielen Jahren vergleichsweise stabiler Preise lässt die derzeitige Inflation die Preise deutlich steigen. Zwischen 7 und 8% beträgt die derzeitige Inflationsrate in Deutschland, wobei es große Unterschiede zwischen verschiedenen Produkten und Dienstleistungen gibt.

Wir geben einen Überblick, welche Auswirkungen die Inflation auf die Versicherungsbeiträge haben wird.

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Preissteigerungen in der Wohngebäudeversicherung

Wer aktuell ein Haus baut oder modernisiert, hat mit deutlich steigenden Kosten für Baumaterialien zu kämpfen. Bei einzelnen Produktgruppen steigen die Kosten um 60% und mehr. Gleichzeitig sind die meisten Handwerker ausgelastet und können dadurch ihre Stundensätze erhöhen.

Einmal jährlich wird der Baupreisindex vom statistischen Bundesamt festgelegt. Dieser setzt sich aus Material- und Handwerkerkosten zusammen und gibt an, wie sich der Baupreis eines Hauses im Vergleich zum Vorjahr entwickelt hat. Praktisch alle Gebäudeversicherungen sind direkt oder indirekt an diesen Baupreisindex gekoppelt. D.h. die Versicherungsbeiträge werden automatisch von Jahr zu Jahr an den Baupreisindex angepasst.

Im Jahr 2022 ist dieser Baupreisindex um 17,6% gestiegen. In der Folge werden ab 01.01.2023 nahezu alle Versicherungsverträge zur jeweiligen Hauptfälligkeit um diesen Prozentsatz steigen. Eine Wohngebäudeversicherung, die im Jahr 2022 noch 1.000€ gekostet hat, wird in 2023 demnach 1.176€ kosten. Hinzukommen werden noch mögliche Anpassungen aufgrund der sich verschlechternden Schadensituation vieler Versicherer. Wir rechnen daher mit Beitragssteigerungen zwischen 20 und 25%.

Diesem Thema hatten wir in der Vergangenheit bereits einen eigenen Blogartikel gewidmet.

 

Hausratversicherung und Inflation

In der Hausratversicherung gibt es ein ähnliches System der automatischen Anpassung an die Veränderung der Verbraucherpreise. Hierbei besteht jedoch kein Annahmezwang. Wünschen Sie also keine Anpassung der Versicherungssumme an die inflationsbedingten Preissteigerungen, können Sie dieser widersprechen. Dabei sollte jedoch bedacht werden, dass sich der Wert des Hausrates in der Regel durch die Inflation erhöht. Um eine mögliche Unterversicherung zu vermeiden, sollte ein möglicher Widerspruch der Summenanpassung gut durchdacht sein.

Eine Erhöhung der Beitragssätze erwarten wir in der Hausratversicherung nicht. Die Versicherungsbeiträge werden aber durch die automatische Anpassung der Versicherungssummen um voraussichtlich 5 bis 10% steigen.

 

Das passiert in der Kfz-Versicherung

So rar wie Baumaterial sind derzeit auch Autos. Extrem lange Lieferzeiten, deutlich steigende Gebrauchtwagenpreise und teure Ersatzteile werden sich früher oder später auch auf Reparaturkosten bei Versicherungsschäden auswirken. Dem gegenüber stehen geringere Fahrleistungen durch Home-Office und rückläufige Unfallzahlen.

In Summe rechnen wir daher nur mit moderat steigenden Versicherungsbeiträgen, wobei diese im Einzelfall sehr stark von der Automarke abhängen werden.

 

Kostensteigerung bei Haftpflichtversicherungen

Haftpflichtversicherungen ersetzen vor allem Schäden an Sachen, die Sie beschädigt haben. Werden diese Sachen durch die Inflation immer teurer, steigen auch die Entschädigungsleistungen an die Anspruchsteller und damit die Schadenquoten. Als Folge dessen werden die Haftpflichtversicherer ihre Beiträge anpassen müssen.

Dies passiert in der Haftpflichtversicherung nicht von heute auf morgen, sondern über einen Zeitraum von ungefähr ein bis zwei Jahren. Aus diesem Grund erwarten wir aktuell noch keine relevanten Kostensteigerungen in der Haftpflichtversicherung, perspektivisch gehen wir jedoch von 5 bis 10% Beitragssteigerung aus, die vermutlich 2024 oder 2025 auf Sie zukommen wird.

 

Nachgelagerte Effekte durch die Inflation

Neben eher kurzfristigen Auswirkungen wird die Inflation aber auch die Kosten weiterer Versicherungen erhöhen. Um die teureren Produkte für die Menschen bezahlbar zu halten, wird es vermutlich zu höheren Tarifabschlüssen kommen, wodurch das allgemeine Lohniveau steigt. Dies gilt natürlich auch für Mitarbeiter von Versicherungsgesellschaften. Die Folge sind höhere Verwaltungskosten, die in allen Versicherungsverträgen direkt oder indirekt eingerechnet sind.

Ein höheres Lohnniveau im medizinischen Sektor wird darüber hinaus die Kosten von Krankenversicherungen erhöhen. Zusammen mit steigenden Arzneimittelpreisen und den Nachwirkungen der Corona-Maßnahmen wird es in den kommenden Jahren zu Beitragsanpassungen in der gesetzlichen und privaten Krankenversicherung kommen. Dieses Thema hatten wir in der Vergangenheit in unserem Blog näher beleuchtet.

 

Versicherungskosten reduzieren

Bei steigenden Versicherungskosten stellt sich zwangsläufig die Frage, wie diese wieder reduziert werden können. Zunächst möchten wir festhalten, dass ohne gravierende Leistungseinschnitte keine flächendeckenden Beitragssenkungen möglich sein werden. Auch die Versicherungswirtschaft kann die Augen nicht vor steigenden Preisen und Löhnen verschließen.

Ein recht großer Hebel zur Reduktion von Versicherungskosten ist der unabhängige Vergleich durch einen Versicherungsmakler. Dieser kann zum einen prüfen, ob konkrete Versicherungen überhaupt notwendig und sinnvoll sind, zum anderen kann er den für die jeweilige Kundensituation optimalen Versicherer ermitteln und damit besonders teure Verträge ersetzen.

Eine gute Möglichkeit zur Kostensenkung stellen Selbstbeteiligungen dar. Der Beitragsnachlass für diese wird meist prozentual auf die Grundprämie berechnet. Steigen also beispielsweise die Kosten der Gebäudeversicherung um 20%, erhöht sich auch der Nachlass durch die Vereinbarung einer Selbstbeteiligung um dieselben 20%. Für beispielsweise 500€ Selbstbeteiligung in der Gebäudeversicherung gewähren einige Versicherer bis zu 25% Nachlass. Bei 1.000€ Jahresbeitrag im Jahr 2022 sparen Sie somit 250€ pro Jahr. Steigt der Beitrag in 2023 auf 1.200€ an, erhöht sich der Nachlass sogar auf 300€. Besonders in der Wohngebäudeversicherung sind solche Selbstbeteiligungen meist sehr sinnvoll, da Kleinschäden aufgrund der angespannten Schadensituation oft besser nicht gemeldet werden.

Kostensenkungen können aber natürlich auch außerhalb von Versicherungsverträgen erfolgen. Die Grundeigentümer Versicherung hat das nachfolgende Schaubild zum Einsparpotenzial beim Stromverbrauch entwickelt. Anmerkung: Wir haben die Euro-Werte auf den aktuellen Strompreis in Höhe von durchschnittlich 0,45€ je kWh angepasst.

Stromkosten und Inflation

Die aktuelle Situation führt bei vielen zu einer finanziell angespannten Situation. Gerne möchten wir mithelfen, Ihren Versicherungsschutz bezahlbar zu halten. Wir raten von vorschnellen Kündigungen ab und empfehlen, im Bedarfsfall das Gespräch mit Ihrem Berater zu suchen. Kommen Sie bei Fragen jederzeit gerne auf uns zu.

©Bild: Sara Kurfeß/Unsplash