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+++ Erhebliche Beitragsanpassungen bei vielen Krankenversicherern in diesem Jahr +++
+++ Auch die GKV muss deutlich erhöhen +++
+++ TBO unterstützt seine Kunden und rät von Schnellschüssen ab +++
Derzeit erhalten viele Kunden von ihrer privaten Krankenversicherung eine Ankündigung für eine bevorstehende Beitragserhöhung. Dabei snd Anpassungen von 15% bis 20% leider keine Seltenheit. Wir möchten Ihnen dazu detaillierte Informationen geben.
Warum werden die Beiträge erhöht?
Es ist grundsätzlich ganz normal, dass Versicherungsbeiträge in der Krankenversicherung steigen. Preise für medizinische Leistungen, Medikamente und Therapien unterliegen genauso der allgemeinen Inflation wie alle anderen Produkte. Im Schnitt geht man im Medizinsektor von 3-5% Steigerung pro Jahr aus, was in etwa auch den durchschnittlichen Beitrasganpassungen der privaten Krankenversicherugn entspricht.
Dass es in diesem Jahr teils zu deutlich höheren Anpassungen von 15-20% kommt, hat verschiedene Gründe, die abhängig vom jeweiligen Versicherer sind, z.B.:
- Absenkung des Rechnungszinses: Die private Krankenversicherer geben nicht alle Beiträge für medizinische Leistungen aus, sondern legen einen Teil der Kundengelder am Kapitalmarkt an. In der Vergangenheit haben diese Kapitalanlagen Renditen von bis zu 5% pro Jahr gebracht, wovon alle Versicherten durch niedrigere Beiträge profitiert haben. Aufgrund der langanhaltenden Niedrigzinsphase können die Versicherer aber nicht mehr so hohe Zinsen erwirtschaften, sodass die Kunden nicht mehr so stark am Kapitalanlageergebnis beteiligt werden können. Dadurch steigen automatisch die Beiträge.
- Nachholeffekte: Private Krankenversicherer dürfen ihre Beiträge nicht beliebig erhöhen, sondern nur dann, wenn ein unabhängiger Treuhänder erhöhte Kosten für medizinische Behandlungen festgestellt hat. Dabei müssen -je nach Leistung- bestimmte Grenzen überschritten werden, in der Regel sind das 5% oder 10%. Hatte ein Versicherer im vergangenen Jahr also z.B. 4,8% Anpassungsbedarf, musste er die Beiträge konstant halten. Kamen nun im aktuellen Jahr z.B. nochmal 5,2% hinzu, summieren sich die Erhöhungen und es kommt eine Beitragserhöhung von 10% zustande.
- Teure Leistungsfälle: Besonders Tarife mit sehr wenigen Versicherten sind sehr anfällig, wenn es mehrere Kunden mit schweren Erkrankungen im Kollektiv gibt, die eine sehr teure Behandlung benötigen. Dadurch kann es beim gleichen Versicherer in einem Tarif zu extremen Anpassungen kommen, obwohl andere Tarife wohlmöglich konstant bleiben.
Es gibt noch zahlreiche andere Gründe für Beitragsanpassungen (z.B. erhöhte Verwaltungskosten), die aber nur einen eher geringen Einfluss haben.
Erhöhen alle Versicherer die Beiträge?
Nein. Uns sind in diesem Jahr auch Versicherer bekannt, die ihre Beiträge konstant halten oder sogar leicht senken. Meist handelt es sich hier um Anbieter, welche im vergangenen Jahr Anpassungen vorgenommen haben und dadurch in diesem Jahr keine Nachholeffekte hatten.
Auch gibt es Versicherer, welche in einzelnen Tarifen deutliche Anpassungen vornehmen müssen, andere Tarife weitgehend konstant halten. Die generelle Tendenz zeigt in diesem Jahr aber einen Aufwärtstrend bei den Beiträgen.
Auch Pflege- und Krankenzusatzversicherungen betroffen
Besonders hart werden Versicherte von Beitragserhöhungen in der privaten Krankenvollversicherung getroffen. 15% Anpassung auf z.B. 600€ Monatesbeitrag sind erheblich und können ein Loch in die Haushaltskasse reißen.
Allerdings beobachten wir auch bei Pflege- und Krankenzusatzversicherungen teils erhebliche Anpassungen, die aber aufgrund des deutlich geringeren Ausgangsbetrages meist nicht so stark auffallen. Insbesondere Pflegezusatzversicherungen werden in diesem und dem kommenden Jahr stark betroffen sein, da die Zahl der Pflegefälle sowie die allgemeinen Pflegekosten immer stärker steigen.
Welchen Einfluss hat Corona?
Auch wenn Corona das derzeit bestimmende Thema ist und COVID-19 natürlich erheblichen Einfluss auf die Leistungsausgaben der Krankenversicherer hat, hat das Virus mit den aktuellen Anpassungen noch fast nichts zu tun. Der Anpassungsbedarf wird weitgehend auf Basis der Ausgaben des Vorjahres, d.h. 2019, berechnet. Damals war Corona allenfalls in Asien ein Thema und hatte kaum Kosten verursacht. Deswegen ist es nicht unwahrscheinlich, dass es auch im kommenden Jahr zu nicht unerheblichen Beitragsanpassungen kommen kann.
Was passiert in der gesetzlichen Krankenversicherung?
Oft entsteht der Eindruck, dass die Beiträge der gesetzlichen Krankenversicherung konstant bleiben. Das ist jedoch ein Trugschluss. Tatsächlich hat die GKV insgesamt vier Hebel zur Beitragserhöhung, die einzeln betrachtet zwar klein erscheinen, in Summe aber zu
erheblichen Anpassungen führen:
- Erhöhung des Zusatzbeitrages: Der durchschnittliche Zusatzbeitrag wird zum 01.01.2021 von 1,1% auf 1,3% steigen. Eine Erhöhung um 0,2%-Punkte klingt nicht viel, bedeutet aber faktisch schon eine Beitragserhöhung um 1,3%.
- Die Beitragsbemessungsgrenze (BBG), also das maximale Einkommen, auf das Krankenversicherungsbeiträge bezahlt werden müssen, steigt in jedem Jahr an, in diesem Jahr von 56.250€ auf 58.050€. Das entspricht einer Erhöhung um 3,2%.
- Bundeszuschuss: Die beiträge der gesetzlichen Krankenversicherung werden durch Steuergelder niedrig gehalten. Dieser sog. Bundeszuschuss wird von uns allen durch Steuern finanziert. Der Chef der Techniker Krankenkasse erwartet, dass der Bundeszuschuss im kommenden Jahr um mehr als 16 Milliarden Euro steigen muss, da sich ansonsten der Zusatzbeitrag verdoppeln würde (vgl. Artikel in T-Online) . Jeder Einzelne bezahlt also so viel mehr Steuern, dass eine weitere Steigerung des Zusatzbeitrages von 1,3% auf 2,6% vermieden wird. Damit entsteht eine versteckte Beitragserhöhung von 8,2%.
In Summe erhöhen sich die Beiträge der GKV in diesem Jahr um mehr als 13% für viele Versicherte. Hinzu kommen indirekte Kostenerhöhungen durch das unbemerkte Streichen verschiedener Leistungen, etwas die Kostenübernahme verschiedener Medikamente. Da die Beiträge der gesetzlichen Krankenversicherung aber über die Lohnabrechnung gebucht werden, fallen die Anpassungen nicht so leicht auf. Tatsächlich stiegen die Beiträge in der GKV in den vergangenen 10 Jahren sogar stärker als die der privaten Krankenversicherer, wie die nebenstegende Grafik zeigt.
Auf lange Sicht gehen wir davon aus, dass sich das gesetzliche und private Krankenversicherungssystem weitgehend parallel entwickeln, da beide letztlich mit der Situation umgehen müssen.
Sollte ich jetzt meinen Versicherer oder Tarif wechseln?
Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, aufgrund der Beitragsanpassung von Ihrem Sonderkündigungsrecht Gebrauch zu machen und den Anbieter zu wechseln. Auch wenn dieser Wechsel durch diverse Gesetzesänderungen erleichtert wurde, ist er noch immer mit erheblichen Nachteilen verbunden. Insbesondere die Beitragsentwicklung im Alter wird durch einen Anbieterwechsel meist negativ beeinflusst, da ein Teil der so wichtigen Altersrückstellungen hierdurch entfällt. Die meisten Kunden, welche im Alter über sehr hohe Beiträge klagen, haben vorher häufig den Anbieter gewechseln.
Zudem kann ein Anbieterwechsel bereits nach einem Jahr böse Überraschungen bereit halten. Aufgrund der oben beschriebenen Nachholeffekte kann es Ihnen passieren, dass Ihr bisheriger Versicherer die Beiträge im nächsten Jahr konstant hält, der neue Anbieter aber deutlich anpassen muss. Daher sollte die Entscheidung für einen Versicherer nicht auf kurzfristigen Effekten beruhen, sondern Ergebnis einer langfristigen Betrachtung sein. Deswegen raten wir auch von einigen Anbietern ab, welche immer wieder mit Lockangeboten neue Kunden viel zu günstig versichern und im Nachgang dann deutlich anpassen müssen.
Eine andere Möglichkeit zur Beitragsreduktion kann der interne Tarifwechsel beim selben Anbieter sein. Viele Versicherer verschicken mit der Beitragsanpassung Umstellungsangebote in andere Tarife. In Einzelfällen kann es sich durchaus lohnen, diese anzunehmen. Allerdings mahnen wir hierbei zur Vorsicht und empfehlen eine genaue Prüfung. Mehr dazu haben wir auch in einem früheren Blogartikel beschrieben.
Was kann TBO für mich tun?
Wir möchten zunächst darauf hinweisen, dass wir zwar von vielen, leider aber nicht von allen Versicherern Kopien Ihrer Beitragsanpassungen erhalten. Daher möchten wir Sie darum bitten, auf uns zuzukommen, wenn Sie eine Anpassung erhalten, zu der Sie Fragen oder Umstellungswünsche haben.
Auf Wunsch prüfen wir für Sie, ob ein Verbleib bei Ihrem bisherigen Anbieter oder in Ihrem aktuellen Tarif sinnvoll ist. Dabei verfügen wir jedoch auch nicht über eine Glaskugel und können nicht mit Sicherheit vorhersagen, wie sich bestimmte Tarife in Zukunft entwickeln werden.
Fazit zur aktuellen Situation
Deutliche Beitragserhöhungen in der Krankenversicherung sind für uns alle unangenehm und ein Zeichen dafür, dass die Finanzierbarkeit unserer Gesundheitskosten unabhängig vom Versicherungssystem eine erhebliche Herausforderung für unsere Gesellschaft darstellt.
Wir lassen Sie damit aber nicht allein und freuen uns bei Fragen auf Ihre Kontaktaufnahme!
© Bild: fotofabrika / Fotolia
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