(Un-)Sinn von Tierversicherungen

Tierversicherungen: Braucht meine Katze eine OP-Versicherung? Sollte mein Hunde krankenversichert sein? Und lohnt sich eine Pferdelebensversicherung?

Die Welt der Tierversicherungen

Die Versicherungswirtschaft hat die Tierbesitzer für sich entdeckt. Die Anzahl der Anbieter steigt stetig. Und auch die Versicherungsformen werden immer vielfältiger. So können Sie mittlerweile sogar Kaninchen und Katzen krankenversichern oder Pferde auf Transportwegen absichern.

Im Vertrieb gilt dabei oftmals: Emotion schlägt Rationalität. Ähnlich wie bei Kinderversicherungen wird versucht, an das Herz der Tierhalter zu appellieren um recht teure und teils haarsträubend schlechte Versicherungen zu verkaufen.

Das Kleingedruckte

Im Internet tummeln sich zahlreiche Websites, auf denen man Tierversicherungen vergleichen und abschließen kann. Oftmals bieten diese auch eigene Leistungsvergleiche. Aber sind diese auch hilfreich?

Wir haben uns zahlreiche einschlägige Seiten angeschaut. Dabei haben wir festgestellt, dass auf viele negative Aspekte nicht eingegangen wird.

Wussten Sie zum Beispiel, dass die vor allem bei Rassehunden häufig vorkommende Hüftdysplasie bei fast keinem Anbieter versichert ist? Oder dass die ohnehin schon hohen Versicherungsbeiträge während der Laufzeit oft von Jahr zu Jahr steigen? Und das ohne Leistungsverbesserungen!

Den sprichwörtlichen Vogel schießt aber ein auf Tiere spezialisierter Versicherer ab, der das „Pet“ im Namen trägt. Er behält sich nicht nur vor, Ihnen eine Behandlung bei Ihrem gewohnten Tierarzt zu verbieten; er lässt Ihr Haustier auch bei jeder Behandlung wiegen und erhöht nachträglich die Versicherungsprämie, wenn es zugenommen hat.

Die Kosten

Auch wenn Haustiere viel kleiner sind als ihre Besitzer und Tierärzte eine deutlich schlechtere Vergütung erhalten als ihre Kollegen aus der Humanmedizin: Wirklich billig sind Tierversicherungen nicht. Die Beiträge hängen sehr stark von der Rasse, vom Alter, der Größe und dem Gewicht Ihres Haustieres ab. Grob bewegen sich die Beiträge in folgenden Größenordnungen:

  • OP-Versicherung für Katzen: 80€ – 170€ pro Jahr und Katze
  • Krankenversicherung für Katzen: 170€ – 400€ pro Jahr und Katze
  • OP-Versicherung für Hunde: 120€ – 300€ pro Jahr und Hund
  • Krankenversicherung für Hunde: 300€ – 1.200€ pro Jahr und Hund
  • OP-Versicherung für Pferde: 170€ – 300€ pro Jahr und Pferd
  • Krankenversicherung für Pferde: 1.300€ – 2.500€ pro Jahr und Pferd
  • Lebensversicherung für Pferde: 300€ bis 5.000€ pro Jahr und Pferd

Je nach Alter und Rasse des Tieres sind beim Preis nach oben fast keine Grenzen gesetzt.

Diese Versicherungsbeiträge erscheinen in einem besonderen Licht, blickt man auf die Höchsterstattungen der Versicherer. Einige Tarife deckeln diese auf max. 600€ pro Jahr, sodass Sie kalkulatorisch alle 2 Jahre Schäden haben müssten. Das schaffen Sie aber in der Regel nicht, denn:

  • die Versicherer können in aller Regel nach einem Schadenfall kündigen (was viele auch tun, wenn klar wird, dass Ihr Haustier krankheitsanfällig ist).
  • chronische (angeborene) Krankheiten sind in der Regel ohnehin ausgeschlossen.

Denken Sie erst an sich selbst

Ob Sie eine Tierkranken-, OP-Kosten oder Tierlebensversicherung abschließen möchten, entscheiden schlussendlich natürlich Sie selbst. In manchen Fällen kann dies sinnvoll sein, z.B. eine gute OP-Kostenversicherung bei einem teuren Pferd.

Werden Sie sich vor einer Entscheidung aber immer erst Ihrer Prioritäten bewusst. Sind Sie schwer krank, berufsunfähig oder gar tot, können Sie sich nicht mehr an Ihrem Haustier erfreuen. Geschweige denn, sich darum kümmern. Daher sollten Sie im Sinne Ihres Haustieres (und natürlich auch Ihrer Familie) zunächst sich selbst gut absichern. Haben Sie beispielsweise keine Berufsunfähigkeitsversicherung, wäre es fahrlässig, stattdessen eine Hundekrankenversicherung abzuschließen! Die Beiträge für beide liegen dabei oftmals annähernd auf gleichem Niveau.

Tierhalterhaftpflicht

Keine Diskussion gibt es hingegen bei der Tierhalterhaftpflicht. Diese benötigt jeder Tierhalter. Ganz egal, wie zahm das Haustier ist. Auch der ruhigste und älteste Pudel kann einen Radfahrer zum Stürzen bringen und erhebliche Krankheitskosten verursachen.

Für die meisten Haustiere ist aber keine separate Versicherung notwendig, da bereits über die Privathaftpflicht eine Deckung besteht. Dies ist im Regelfall bei Katzen, Kaninchen, Meerschweinchen und anderen Kleintieren der Fall. Meistens sogar bei Spinnen, Schlangen und Bienen.

Insbesondere Hunde und Pferde brauchen aber eine eigene Tierhalterhaftpflicht, da von Ihnen statistisch eine erhöhte Gefahr ausgeht und Sie verschuldensunabhängig haften (allgemeine Tiergefahr). Bei den Tarifen gibt es teils große Unterschiede. So zahlen einige Anbieter zum Beispiel nicht, wenn der Hund nicht angeleint oder dem Pferd kein Zaumzeug angelegt wurde. Dabei gilt: Nur weil ein Tarif teuer ist, ist er noch lange nicht gut. Die leistungsstärksten Tarife gehören oftmals sogar zu den günstigen.

Sie wünschen eine Beratung zu den Versicherungen Ihres Vierbeiners? Sprechen Sie uns gerne an.

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